Aus der Geschichte der Minen von Litlabø

Der Bergbau von 1865-1903

Am 10. Oktober 1864 meldete Gotskalk Nilsen Evanger dem Lehnsmann den ersten Pyritfund in Stord, in Rossneset bei Litlabø. Am nächsten Tag meldete auch Tørres Dale Funde in Nysæter und weitere Meldungen folgten rasch. Sowohl in Nysæter als auch Øvre Litlabø lag das Pyrit so, dass es im Tagbau abgebaut werden konnte. Zudem lagen die Pyritvorkommen in der Nähe des Storvatnet-Sees.


Es wird angenommen, dass der Bergbau in Nysæter und Litlabø 1865 begann. In den ersten Jahren befanden sich die größten Minen in Rossneset und Nysæter. Ab 1874 wurde auch in Høgåsen Bergbau betrieben. Die Nysæter-Mine hatte mit schlechter Ventilation zu kämpfen und der Betrieb wurde 1874 aufgegeben. In Rossneset wurde der Betrieb bis Ende 1875 fortgesetzt, die letzten beiden Jahre mit 25 Angestellten. Danach war die Mine in Høgåsen als einzige in Betrieb. Dafür war sie bis zur Schließung 1900 umso wichtiger. Eine Reihe weiterer Schürfgruben wurde kurzfristig betrieben. Viele davon lagen weit vom Storvatnet-See entfernt, der sich als Ausfuhrweg am besten eignete.


„Det Bergenske Grubeselskab“ (Die Bergener Bergbaugesellschaft) hatte in dieser frühen Betriebszeit eine zentrale Rolle. Die Gesellschaft wurde im März 1866 in Bergen gestiftet, nachdem sie bereits das gesamte Vorjahr aktiv gewesen war. Der Konsul Peter Jebsen und der Zivilingenieur Nils Henrik Bruun aus Bergen und der Advokat Christian Fredrik Heidenreich in Stord standen dahinter. Die Gesellschaft kaufte 1866 die Hälfte von Øvre Litlabø für 1260 Speziestaler und betrieb unter anderem die Mine von Høgåsen. Sie begann 1876 auch mit der Dynamitproduktion in Litlabø, wahrscheinlich um für eine Zeit mir schlechter Konjunktur auf dem Pyritmarkt vorzusorgen. Eine Minengesellschaft aus Haugesund war auch kurzfristig in Litlabø und kaufte 1867 die andere Hälfte von Øvre Litlabø auf. Sie Abbau, Abtrennung, Gewinnung der genaue Ort ist unbekannt. Det Bergenske Grubeselskab kaufte 1876 die Teile der Haugesunder Gesellschaft in Øvre Litlabø auf und wurde damit zur einzigen Minengesellschaft in der Umgebung.


Es ist interessant festzustellen, dass die Eigentümer der Minen in Litlabø immer Norweger waren, während andere norwegische Minen mit der Zeit an ausländische Besitzer verkauft wurden. 1894 wurde die Minengesellschaft an Stordøens Dynamit Compagnie verkauft, die wiederum der Nitroglycerin-Compagniet in Oslo gehörte. Sie betrieben in Høgåsen sowohl Dynamitproduktion als auch Bergbau, wobei es mit dem Bergbau leider bergab ging. In den frühen 1890-er Jahren kam der Ingenieur Hans Olaf Lind ins Bild, der zuvor bei Det Bergenske Grubeselskab Minenchef gewesen war. 1884 hatte er seine Anteile and der Gesellschaft verkauft, seither aber begonnen immer mehr ihrer alten Rechte zu erwerben. Unter anderem war die Schürfgrube in Rødkleiv erhältlich und Lind sicherte sich schnell den Mutschein und nahm versuchsweise den Betrieb auf. 1902 erwarb er die Mutscheine aller alten Minen und kaufte schließlich im Mai desselben Jahres das ganze Litlabø-Gebiet mitsamt den Minen, aber er konnte dort nicht viel ausrichten, da er in Mai 1904 starb.


Insgesamt verliefen die Dinge nicht so, wie die Investoren sie sich in den 1860-er Jahren vorgestellt hatten. Wegen des ungewöhnlich niedrigen Schwefelinhalts des Erzes war es schwer, sich auf einem Markt mit besserem Erz sowohl aus Norwegen als auch aus dem restlichen Europa zu behaupten. In den 1870-er Jahren wurde Pyrit hauptsächlich in spanischen und portugiesischen Minen gewonnen. Die Preise für Pyrit aus Stord wurden niedergedrückt und der Betrieb war nur marginal. Die Gesellschaften hatten Mühe, in der schlechten Konjunktur lohnendes Erz zu finden und 1903 wurde der Bergbau in Stord aufgegeben. Linds kleine Mine von Rødkleiv war die letzte in Betrieb.


Insgesamt wurden von 1865-1903 aus ungefähr 85'050m³ Felsen aus den Minen rund um Storvatnet 108'909 Tonnen Erz gewonnen und ausgeschifft. In seinem Rapport nennt Chr. A. Münster einige der Abnehmer in den 1880-er Jahren. Daraus wird ersichtlich, dass Pyrit aus Stord an verschiedene Firmen in Göteborg, Stettin und Memel sowie and das norwegische Hafslund und die Chemiefabrik in Stavanger geliefert wurde.

Die Waschanlage in Litlabø

Die Gründung von A/S Stordø Kisgruber

Ab 1903 wurde der Minenbetrieb niedergelegt, aber bald tauchten neue, ausländische Interessenten auf. H. Fasting, ein Finanzier aus Antwerpen, interessierte sich für die Pyritvorkommen in Stord und erwog, hohe Summen in einen modernen Minenbetrieb auf der Insel zu investieren. Deshalb kam 1905 Christian Münster im Auftrag von Fasting nach Stord, um die Vorkommen eingehend zu untersuchen. Zum Schluss sandte er 1906 einen umfassenden Rapport nach Antwerpen, in dem er für die Minen von Stord eine glänzende Zukunft voraussah und die Kosten für eine moderne Bergbauanlage auf 600'000 Kronen berechnete. In den Berechnungen waren sowohl die Aufbereitungsanlage mit Waschanlage, Schacht und Aufzugsmaschinerie als auch ein großer, moderner Kai mit Lagerbunkern und eine elektrische Eisenbahn von den Minen bis zum Kai enthalten.


Mit Münsters Rat wagte Fasting die Investition in die Minen von Stord. Schon 1904 hatte Münster sich die Optionen für die Minen von Stord für Fasting gesichert. Fanny Lind, Hans Olaf Linds Witwe, verkaufte den Hof Øvre Litlabø mit allen Rechten für 11'215 Kronen an Münster. Fasting hatte sich zudem die Besitzrechte anderer Erzvorkommen in Stord gesichert, aber ebenfalls in Münsters Namen, da Ausländer keine Mutscheine besitzen können. 1907 übertrug Münster alle Grundeigentümer und Rechte auf die neu gegründete Gesellschaft A/S Stordø Kisgruber.


A/S Stordø Kisgruber wurde am 11. Februar 1907 gegründet, mit einem Aktienkapital von 300'000 Kronen und der Aktienmehrheit bei Fastings Gesellschaft Compagnie Minière Belge-Norvégienne. Am 17. Mai des selben Jahres wurde Stordø Kisgruber die Konzession für den Bergbau erteilt. Die belgische Gesellschaft merkte bald, dass die Bauarbeiten nicht so schnell vorwärts gehen konnten wie erwartet und dass auch die Kosten viel höher als erwartet ausfallen würden. Münsters technische Ideen wurden befolgt und wurden den Anforderungen größtenteils gerecht, aber wirtschaftlich gesehen war Münster zu optimistisch gewesen. Dank deutschem Kapital wurde die Anlage gerettet. Im Februar 1908 schlossen Compagnie Minière Belge-Norvégienne und die deutsche Zellstoff-Fabrik Waldhof einen Vertrag, der festlegt, dass die deutsche Gesellschaft zwei Drittel der Aktien erhält, wenn sie 300'000 Kronen Anlagekapital zur Verfügung stellt. Waldhof war eine große Papiermassefabrik, die große Mengen an Schwefel benötigte. Durch die Anteile an den Pyritminen in Stord sicherte sie sich die nötigen Lieferungen für den eigenen Bedarf. Im Laufe der Jahre investierte Waldhof gegen 15 Millionen Kronen in die Minen von Litlabø, aber in keinem einzigen Jahr erzielten die Deutschen einen Überschuss aus ihrer Minengesellschaft. Andererseits bestimmten sie die Preise mit denen sie das Pyrit an sich selbst verkauften. Die Zusammenarbeit zwischen der deutschen und der belgischen Gesellschaft nahm im Grunde nie richtig Form an. 1912 zog Fasting sich aus Stordø zurück und übertrug die restlichen Aktien an Waldhof, der ab 1912 bis nach dem zweiten Weltkrieg alleiniger Besitzer war, nur mit einer kurzen Unterbrechung von 1917-1924, als das Nordische Erzkontor in Lübeck über die Hälfte der Aktien verfügte.


Ein frühes Foto des Bergbaubgebietes.

Die Stordø-Zeit unter deutschen Besitzern

Während Münsters Untersuchungen und auch während der Bauarbeiten wurde immer auch probeweise Bergbau betrieben. Im Frühjahr 1906 gaben sie an, dass ungefähr 20 Mann dort arbeiteten. Im Folgejahr sei die Belegschaft um 10-20 Mann erhöht worden. Laut der offiziellen Bergbaustatistik von 1908 wurde hauptsächlich in der Strosse von Høgåsen gearbeitet. In der zweiten Jahreshälfte wurden die Steigerwohnung, Arbeiterwohnungen und ein Laden mit Bäckerei gebaut. Auch im nächsten Jahr wurde in Høgåsen und der nahegelegenen Fundstätte in Sadalen und in Rossneset gearbeitet. Gleich beim Stollen zu Høgåsen wurde mit den Arbeiten an einem Schacht zu tieferen Etagen begonnen. Münster betrachtete die Schürfgruben in Nysæter, Rossneset und Bjørnåsen als Reserven. Alle übrigen Funde sollten durch vom neuen Schacht ausgehende Stollen und Tunnel gewonnen werden.


Im Jahresrapport von 1910 heißt es: „Das vergangene Jahr kann hauptsachlich als Baujahr betrachtet werden. Die Arbeiten im Stollen galten der Untersuchung der Mächtigkeit der Erzfunde und den Vorbereitungen auf den Abbau." Die meisten Bauarbeiten begannen 1910, wo der Ausschiffungskai, sowie in Litlabø die Waschanlage, die Kompressoranlage und die Dampfzentrale gebaut wurden. 1911 wurden der Schachtturm und das Gebäude für die Aufzugsmaschinerie und in Grunnavågneset drei Bunker mit einer Lagerkapazität von insgesamt 6000 Tonnen gebaut. Die Eisenbahn, Waschanlage und der Kai nahmen im Frühjahr 1911 den Probebetrieb auf, hörten aber wegen eines Arbeitskonflikts schon bald wieder auf. Im September wurde der Betrieb wieder aufgenommen. 1912 wird oft als das erste ordentliche Betriebsjahr aufgeführt, mit einer Produktion von 20'000 Tonnen Erz, nicht einmal einem Drittel dessen, womit Münster gerechnet hatte.


Tatsächlich hatte die Führung von Stordø an unterschiedlichen Fronten zu kämpfen. Erstens hatte die Gesellschaft einen wirtschaftlich schwierigen Start. Als der Betrieb aufgenommen wurde, stellte sich auch heraus, dass das Erz mit einem Schwefelgehalt von 22-23% und einer Tonne Exporterz aus 2,2 Tonnen Roherz viel magerer war als von Münster angenommen. Es hieß, dass weltweit keine andere Mine so mageres Erz abbauen. Daher war es für Stordø Kisgruber schwierig, das fertige Produkt zu einem guten Preis abzusetzen. Ein weiteres Problem war die Aufbereitungsanlage selbst. Die Waschanlage entsprach nicht den Erwartungen und ihre Kapazität war zu gering. Es wurde mehrmals versucht, sie umzubauen. Erst nach einem größeren Umbau 1938 gab sich die Führung damit zufrieden. Trotz all der Schwierigkeiten gaben die Besitzer Zellstoff-Fabrik Waldhof die Gesellschaft, in die sie so viel investiert hatten, nicht auf. Im Laufe der Jahre passten sie ihre eigenen Maschinen dem mageren Erz aus Litlabø an und sie waren in den Zwischenkriegsjahren praktisch die einzigen Abnehmer des Erzes.


Erst 1926 erreichte Stordø mit 70'000 Tonnen Exporterz den Jahresertrag, mit dem Münster gerechnet hatte. Die Produktion wurde vor Kriegsbeginn bis auf ungefähr 130'000 Tonne erhöht. 1937 wurden 124'259,6 Tonnen Erz und 17'005,8 Tonnen Kies aus der Waschanlage ausgeschifft. 1938 hatte die Mine 329 Arbeiter und 38 Angestellte mit festem Gehalt.

Bau der Eisenbahnbrücke von Litlabø nach Holtangen. Foto ca. 1909.

Vom Tagbau zu Stollen

Im 19. Jahrhundert gab es in Stord vor allem Tagbau. Gemäß Münsters Plan begann die neue Gesellschaft sofort mit dem unterirdischen Bergbau. Stordø baute in den meisten alten Vorkommen Erz ab, schaffte sich aber durch Stollen, Strossen und Tunnel Zugang dazu. In den ersten Jahren wurde von Sohle 2 - auf Stollenhöhe - abgebaut. Der Schacht zu den tieferen Niveaus wurde 1911 begonnen, aber nicht benutzt. Als der erste Weltkrieg ausbrach, wurden die Pumpen heraufgebracht. Der Schacht und die dritte Sohle standen mehrere Jahre lang unter Wasser, bis sie im November 1920 wieder geleert und erweitert wurden. In den 1920-er Jahren wurde auf mehreren Sohlen gearbeitet. Mit der Zeit entwickelte sich ein Labyrinth aus Gängen mit dem Schacht als eine Art Zentrum. Keiner der Gänge war viel mehr als einen Kilometer lang, aber sie führten in alle Richtungen. 1965 betrug die gesamte Länge von Schacht, Stollen und Gängen 82,5 Kilometer. Der Aufzugschacht ging bis zur 16. Sohle in 720 Metern Tiefe hinunter.

Unten links der alte Schachtturm, Mitte und links im Bild das Büro, im Hintergrund die Waschanlage.

Die Minen als Kriegsbeute und Übernahme des Staates

Die Minen von Litlabø waren während der Mehrheit des zweiten Weltkriegs in Betrieb. Dieser musste aber wegen eines britisch-norwegischen Überfalls am 24. Januar 1943 gestoppt werden. Der Export nach Deutschland war ein wichtiger Grund für die Sabotage. In den verschiedenen Gebäuden von Litlabø wurden mehrere Sprengladungen gezündet und unter anderem wurden die Aufzugsmaschinerie, das Kompressorhaus und der Lokschuppen gesprengt. Der Angriff stoppte die Produktion bis am 15. März 1943, aber die Nachwirkungen waren noch lange spürbar und verspäteten die Produktion stark. Besonders die Zerstörung der Aufzugsmaschinerie hielt die Gesellschaft auf. Der alte Aufzug war immer noch intakt aber in schlechtem Zustand und er hatte zu wenig Kapazität.


A/S Stordø Kisgruber wurde im Juni 1945 als feindliches Eigentum gemeldet und im Oktober desselben Jahres beschloss das Direktorat für feindliches Eigentum, den Betrieb niederzulegen. Später änderte das Direktorat seine Meinung und der Betrieb wurde ab September 1946 wieder aufgenommen. Der norwegische Staat kaufte Stordø Kisgruber für eine Million Kronen und war ab 1. Januar 1948 im Besitz der Gesellschaft. Gleichzeitig wurden mit ganzen 5,8 Millionen Kronen die Schulden gegenüber Deutschland beglichen. Damit war die wirtschaftliche Grundlage für den weiteren Betrieb gelegt, während die Gesellschaft große Erzreserven abbauen konnte, da während der Kriegsjahre mehr als nötig untersucht und Fels herausgesprengt worden war. Dies war eine gut versteckte Form der Kriegssabotage. Als der Krieg vorüber war, lagen große Mengen an Erz bereit zum Abbau.


In den Nachkriegsjahren wurde modernisiert und neues Material angeschafft. Unter anderem wurde der Steinbrecher umgebaut, der Schacht für neue Minenwagen erweitert, die alte Dampfzentrale für Ölheizung umgebaut, der Kai bekam Bagger, die Minen neun neue Lademaschinen und neue Akkumulatorlokomotiven und die Waschanlage eine neue Flotationsmaschinerie. Der Drang nach Modernisierung war schon lange da gewesen, aber der Krieg hatte die Arbeiten verhindert. Einiges an Ausrüstung war abgenutzt und veraltet. Anderes musste erneuert werden, um die Produktionskapazität zu erhöhen.


1947-1960 gilt als das Stordø Kisgrubers goldenes Zeitalter. Der Exportmarkt für das Erz war zu der Zeit sehr günstig und so war Stordø trotz des nicht besonders konkurrenzfähigen Erzes erfolgreich. Besonders wichtig war, dass sich die alten Stordø-Besitzer Waldhof 1950 wieder als Großeinkäufer des Erzes aus Litlabø meldeten und noch fünf Jahre lang Kunden blieben. 1948 wurden 7360,9 Tonnen Pyrit mit 41,2% Schwefel und 51631,5% gereinigtes Erz mit 39,2% Schwefel produziert. Im gleichen Jahr wurden 39545 Tonnen Kies verkauft. Bis 1965 wurden insgesamt 7,53 Millionen Roherz gewonnen. Daraus wurden 3.32 Millionen Tonnen Exporterz produziert.


Elektrolokomotive mit Erzwagen vor der Waschanlage in Litlabø. Foto wahrscheinlich ca. 1950.

Die große Umstellung in letzter Stunde

Gegen Ende des goldenen Zeitalters merkte die Gesellschaft, dass die Produktionsanlage alt und abgenutzt war. 1959 wurde der Betrieb so oft wegen Reparaturen gestoppt, dass es zu Produktionsausfällen kam. Gleichzeitig sanken in der Bergbauindustrie die Preise für Pyrit stark. Für die Verantwortlichen bei Stordø waren ab 1959 die Ausgaben pro Tonne Erz höher als die Einkünfte und die Gesellschaft arbeitete mit Verlust. Die Ursache dafür war reiner Schwefel aus südlicheren Teilen Europas.


Im Herbst 1963 legte die Führung von Stordø Kisgruber drei Alternativen vor: den Betrieb schnellstmöglich einzustellen, weiterhin mit Verlusten zu arbeiten oder den Betrieb konkurrenzfähig zu machen. Sie entschied sich für die letztere Alternative. Sie wollten weiterhin 70'000 Tonnen Erz pro Jahr produzieren, aber mit reduzierter Belegschaft. Dafür mussten sie 4,5 Millionen Kronen in den Schacht, Aufzugseinrichtungen, Aufbereitungsanlage und Ladeeinrichtungen investiert werden. Das Industrie- und Finanzdepartement war skeptisch, ob Stord die gewünschte Produktion erreichen würde. Im nächsten Jahr legte die Führung einen Modernisierungsplan vor. Dieser war viel pessimistischer als der Vorherige, der zurückgezogen worden war. Nach einem weiteren Jahr wurde ein aktualisierter Plan vorgelegt. Die Führung sah, dass die völlig abgenutzte Aufbereitungsanlage nicht mehr das ganze Jahr 1966 durchhalten würde. Das Departement zögerte immer noch damit, den Plan zu billigen und zu sehen, wie sich die Preise entwickeln, nahmen aber schließlich den Modernisierungsplan an.


Die große Umstellung fand in den Sommerferien 1967 statt. In der Waschanlage wurde mit Ausnahme von zwei Steinbrechern und der Flotationsabteilung die gesamte Maschinerie neu eingebaut. Alle die alten Setzmaschinen wurden durch vier Umreifungsmaschinen ersetzt. Die Eisenbahn wurde herausgerissen und eine Straße gebaut, der Transport zum Kai geschah in einem Anhänger, wo ein Großrad-Laster die Bagger und das Förderband ersetzte. Die Modernisierung von 1967 kostete insgesamt drei Millionen Kronen.


Das Bergbaugebiet im 1950.

Die Schließung

Die umfassende Modernisierung der Transportwege und Aufbereitungsanlage war gut verlaufen, führte aber zum Bedürfnis, den Rest der Anlage zu modernisieren. Unter anderem war die 30-jährige Trennungsanlage in äußerst schlechtem Zustand. Die Kosten für weitere notwendige Ausbesserungen wurden auf 2,2 Millionen Kronen berechnet. Zudem wurde es noch schwieriger, das Erz abzusetzen. Die Preise waren im Herbst 1967 gegenüber den letzten 2-3 Jahren zwar gestiegen, aber es war schwierig, das Produkt zu verkaufen. 1968 hatten die meisten norwegischen Pyritproduzenten große Absatzschwierigkeiten. Stordøs wichtigster Abnehmer, Waldhof, gab zudem bekannt, dass sie kein Erz mehr benötigten, da sie den Betrieb niederlegen würden. Marktuntersuchungen ergaben schlechte Resultate. Die Aussichten, das Erz zu verkaufen, waren nicht nur für 1968, sondern auch langfristig schlecht. Es wurde unumgänglich, den Betrieb niederzulegen. Die Argumente dagegen waren, dass der Markt sich ändern konnte und dass die ganzen Erneuerungen eine Verschwendung wären. Zudem war Stordø ein wichtiger Arbeitgeber.


Der 30. April 1968 war der letzte normale Betriebstag bei Stordø Kisgruber. Trotzdem wurde weiterhin noch Kies produziert, indem Gestein aus Hustredalen zerkleinert wurde. Im Laufe von 1969 wurden 52'000 Tonnen Kies produziert, aber im Januar 1970 wurde auch dieser Teil des Betriebs niedergelegt, da es kein brauchbares Gestein mehr gab. Es wurde überlegt, ob die Kiesproduktion mit einer neuen oder modernisierten Anlage wieder aufgenommen werden sollte, aber die Preise für das Kies waren zu tief, damit es sich gelohnt hätte. Einige tausend Tonnen Kies wurden noch auf dem Kai gelagert, bevor sie im Juni 1970 ausgeschifft wurden.


Die Absicht war, die Minenausstattung bis zu erhalten, bis die Zukunft der Mine bestimmt sei. Schließlich musste man aber einsehen, dass es nicht leicht wäre, in Litlabø den Industriebetrieb wieder aufzunehmen. Außer dem Erz gab es nichts, was darauf hinwies, dass Litlabø sich als Industriestandort eignen könnte. Ab dem 24. Oktober 1969 wurde die Leerung der Minen eingestellt.


Am Ende waren Stord Verft die einzigen, welche die Minengesellschaft aufkaufen wollten und einen Teil der Industrie nach Litlabø zu verlegen. Der Vertrag lag bereits auf dem Tisch, als die Mehrheit des Gemeinderats beschloss, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Es war eine knappe Mehrheit, die dies nach Abstimmungen an vier Ratssitzungen und einem regen Meinungsaustausch mit engagierten Artikeln in einer Eilzeitung beschloss. Am 2. Dezember 1972 wurde Stordø Kisgruber offiziell von der Gemeinde Stord übernommen. Sie sanierte im Laufe der 1970-er Jahre viele der alten Gebäude. Sowohl die Waschanlage als auch die Trennungsanlage und der Steinbrecher wurden abgerissen, sowie auch viele der alten Arbeiterwohnungen. Als brauchbar eingeschätzte Wohnhäuser wurden an Private verkauft. In den verbleibenden größeren Gebäuden wurden Gewerbeflächen vermietet.



Text: Per Ivar Tautra


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